Risiko Zahnfleischerkrankungen und Parodontitis

Parodontitis ist bei Erwachsenen heute die häufigste Ursache für Zahnverlust. Es handelt sich dabei um eine Entzündung des Zahnhalteapparates, die sich aus einer einfachen Zahnfleischentzündung (Gingivitis) entwickeln kann. Etwa 70% der 35 – 44-Jährigen und sogar 90% der über 65-Jährigen leiden an einer mehr oder weniger ausgeprägten Form dieser auch als Parodontose bekannten Zahnerkrankung.

Wie entsteht eine Parodontitis?

In unserem Mund leben mehr als 500 verschiedene Bakterienarten. Die meisten von ihnen sind harmlos und sorgen für die Aufrechterhaltung der Mundgesundheit. Daneben gibt es aber auch parodontopathogene Keime, die für die Entstehung und das Voranschreiten der Parodontose verantwortlich sind. Sie bilden zusammen mit Speiseresten und weiteren organischen sowie mineralischen Substanzen den Zahnbelag (Plaque) auf den Zähnen. Wird dieser, besonders am Zahnfleischrand, nicht sorgfältig entfernt, verhärtet er sich unter dem Einfluss des Speichels zu Zahnstein. Es kommt zu Entzündungen am Zahnfleisch, Zahnfleischbluten und zur Bildung von Zahnfleischtaschen, weil sich das Zahnfleisch immer mehr vom Zahnhartgewebe ablöst. Die Zahnfleischtaschen bieten den Parodontitis-Bakterien ideale Lebensbedingungen. In der Folge wird das den Zahn umgebende Binde- und Knochengewebe durch die Bakterien immer mehr zerstört. Der Zahn findet keinen Halt mehr und geht schließlich verloren.

Früherkennung – nicht allein für die Zahngesundheit

Damit sich Ihre Zahnfleischentzündung nicht bis tief in den Kieferknochen ausbreiten kann, ist eine Früherkennung für den Behandlungserfolg von entscheidender Bedeutung.
Die Parodontose beginnt langsam und schleichend, zumeist ohne Schmerzen und wird dadurch oftmals zunächst nicht wahrgenommen. Achten Sie deshalb auf erste Warnsignale, die auf das Vorliegen der Erkrankung hindeuten können:

  • Zahnfleischbluten während des Zähneputzens
  • gerötetes, geschwollenes und empfindliches Zahnfleisch
  • Rückgang des Zahnfleisches
  • Mundgeruch
  • lockere Zähne

Parodontitis ist nicht nur eine Erkrankung im Mundraum

Die Parodontitis kann dazu führen, dass die Zähne an Halt verlieren. Aber nicht nur das: Auch für Ihre allgemeine Gesundheit ist es unerlässlich, die Erkrankung frühzeitig zu erkennen und zu behandeln. Weil sich die Parodontitisbakterien vom Mund ausgehend über den Blutkreislauf im Organismus verteilen, können sie auch in anderen Bereichen des Körpers zu Entzündungen führen und das Auftreten schwerer Allgemeinerkrankungen begünstigen. Wird eine Parodontose nicht behandelt, kann sie das Herz schädigen und die Wahrscheinlichkeit für einen Herzinfarkt oder Schlaganfall nimmt damit deutlich zu. Auch das Risiko einer Frühgeburt ist bei Parodontitis erhöht. Was im Mund beginnt, kann also zum Gesundheitsrisiko für den gesamten Körper werden.

Umgekehrt erhöhen viele Risikofaktoren, zum Beispiel Diabetes, Stress, Alkoholmissbrauch oder Übergewicht, das Risiko für die Entstehung von Zahnbetterkrankungen. Besonders auch Raucher haben ein deutlich höheres Risiko, an einer Parodontose zu erkranken. Die Zerstörung des Zahnhalteapparates schreitet bei ihnen zudem erheblich schneller voran.

Wie erkennt Ihre Zahnärztin eine Parodontitis?

Ist Ihr Zahnfleisch an manchen Stellen rot und angeschwollen? Blutet es häufiger? Dies können erste Symptome für eine Entzündung des Zahnfleisches sein. Wenn Sie die Kontrolltermine regelmäßig wahrnehmen, können wir die Erkrankung rechtzeitig diagnostizieren und schmerzarm behandeln

Wenn Sie mit Zahnfleischbluten in die Praxis kommen, untersuchen wir Ihr Zahnfleisch und prüfen, ob bereits bewegliche Zähne vorliegen. Bei vorhandenen Zahnfleischtaschen messen wir regelmäßig mit einer speziellen Sonde den sogenannten Parodontal-Screening-Index (PSI), der präzise Auskunft über die Blutungsneigung und die Tiefe Ihrer Zahnfleischtaschen sowie Rauigkeiten auf Ihren Zahnoberflächen gibt. Eine Parodontitis kann so frühzeitig diagnostiziert und behandelt werden. Anhand der Ergebnisse dieser Untersuchung legen wir das weitere Vorgehen für die Behandlung Ihrer Parodontitis fest. Auch bei tieferen Zahnfleischtaschen bestehen realistische Chancen, die Erkrankung zum Stillstand zu bringen.

Auf Ihren Wunsch hin führen wir bei Ihnen gerne einen speziellen Keimtest durch. Dieser zeigt uns, welche und in welcher Anzahl Bakterien vorliegen. So können wir den Schweregrad Ihrer Parodontitis bestimmen und anhand der ermittelten Bakterienflora die passende Therapie verordnen, die, wenn erforderlich, auch eine gezielte Antibiose (Behandlung mit Antibiotika) beinhalten kann. Der Keimtest gehört zu den freiwilligen, individuellen Gesundheitsleistungen. Die Kosten werden daher von der gesetzlichen Krankenkasse nicht übernommen.

Therapie Ihrer Parodontitis

Ziel der Behandlung ist es, die Bakterien als Verursacher der Parodontitis zu beseitigen und die Entzündung zu stoppen. Mit Schall- und Handinstrumenten werden die Zahnoberflächen und bestehende Zahnfleischtaschen gründlich gereinigt. Diese Behandlung wird unter lokaler Betäubung durchgeführt.

Eine weitere Möglichkeit der Parodontitisbehandlung ist die Lasertherapie. Mit dem Laser entfernen wir entzündetes Gewebe und krankmachende Keime extrem schonend und sehr wirksam aus Ihren Zahnfleischtaschen. Oft lässt sich ein größerer chirurgischer Eingriff durch den Lasereinsatz vermeiden. Schwellungen oder Schmerzen treten so gut wie gar nicht auf. Diese Therapiemethode wird derzeit jedoch nicht von den gesetzlichen Krankenkassen bezahlt.

Nachsorge und PerioChip®

Um den Zahnhalteapparat zu stabilisieren, setzen wir PerioChip® ein. Ein winziger Chip, der in die betroffenen Zahnfleischtaschen, die durch Parodontitis entstanden sind, eingesetzt wird und über einen Zeitraum von etwa 3 Monaten Chlorhexidin abgibt – einen Wirkstoff, der die Bakterien genau dort, wo sie auftreten, bekämpft. So kann der Knochenschwund gestoppt und die Neubildung des Kieferknochens gefördert werden.

Um den Therapieerfolg dauerhaft zu sichern, empfehlen wir nach der Parodontitis-Behandlung regelmäßige professionelle Zahnreinigungen.

Zahnfleischerkrankungen lassen sich vermeiden

Der beste Schutz vor Zahnfleischerkrankungen und Parodontitis sind konsequente Mundhygiene und regelmäßige Prophylaxe-Maßnahmen. Wissenschaftliche Studien belegen, dass Patienten, die regelmäßig eine Professionelle Zahnreinigung (PZR) durchführen lassen, seltener an Parodontitis erkranken.

Wenn Sie es wünschen, erinnern wir Sie gerne über unseren Recall-Service an wichtige Vorsorge- und Prophylaxetermine. Wenn Sie Kontrolltermine und Vorsorgeuntersuchungen regelmäßig wahrnehmen, erhöht sich der Zuschuss Ihrer Krankenkasse bei gegebenenfalls nötigem Zahnersatz! Also Bonusheft nicht vergessen!